EIN KLEINES BISSCHEN GLÜCK
ERÖFFNUNGSKONZERT SHALOM-MUSIK.KOELN
ZUM PROGRAMM
Maria Herz, geborene Bing, war die jüngste Tochter einer jüdischen Textilhändlerfamilie in Köln. Als Pianistin und Komponistin lebte sie eine Zeit mit ihrem Ehemann Albert Herz in England, bevor sie nach Köln zurückkehrte und durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs dort festgehalten wurde. Früh verwitwet, nannte sie sich nach ihrem Mann Albert Maria Herz, fand Inspiration in barocker Musik und begann 1934, ein großes Cembalokonzert zu komponieren. Doch das Terrorregime der Nazis zwang sie zur Flucht. Sie lebte zunächst in England und gelangte schließlich nach dem Krieg nach New York. Sie beendete das Cembalokonzert auf ihrer Flucht, gab es jedoch nie an einen Verlag. Überhaupt verstummte sie als Komponistin und trat nicht mehr öffentlich auf. 1950 starb sie vergessen in New York.
Der Nachlass von Maria Herz befindet sich heute in der Züricher Zentralbibliothek. Dort liegt auch das Manuskript des Cembalokonzertes, das zur Eröffnung des Festivals Shalom-Musik.Koeln von Michael Hell und seinem Ensemble Ārt House 17, 90 Jahre nach seiner Entstehung, uraufgeführt wird. Dazu erklingen eine Auswahl von Liedern von Maria Herz, die ebenfalls aus dem Nachlass in Zürich stammen und zum Teil noch nie veröffentlicht wurden. Ergänzt wird das Programm durch einige Lieder anderer jüdischer Komponisten, die Anfang der 30er Jahre eine ähnliche Erfahrung machten wie Maria Herz: plötzlich in ihrer Heimat bedroht zu sein. Friedrich Hollaender oder Werner Richard Heymann entkamen wie Maria Herz in die USA - aber alle gingen unterschiedlich mit ihrem Schicksal um. Was sie verband, war die Hoffnung, die Heymann in seinem wohl berühmtesten Lied aussprach, dass es irgendwo auf der Welt „ein kleines bisschen Glück“ geben könne.
PROGRAMM
Maria Herz (1878-1950)
Concerto for Harpsichord and String Orchestra with Flute op. 15 (1935),
1. Satz: Allegro
Maria Herz
Three Songs
The Fair Maid (London Stainer & Bell, 1910), Alter Volksspruch
Shadow March (London Stainer & Bell, 1910), Text von Robert Louis Stevenson (1850-1894)
The Tide rises, the Tide falls (Manuskript, undatiert), Text von Henry Wadsworth Longfellow (1807-1882)
Friedrich Hollaender (1896-1976) / arr. Michael Hell
Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre
(aus dem Film „Stürme der Leidenschaft“, 1932)
Text von Robert Liebmann (1890-1942)
Maria Herz
Concerto for Harpsichord and String Orchestra with Flute op. 15,
2. Satz: Andante cantabile
Maria Herz
Vier Lieder für mittlere Stimme
Das verlorene Herz (Manuskript Köln, undatiert), Neapolitanisches Liedchen aus den „Agrumi“ von August Kopisch (1799-1853)
Mädchensehnsucht, Chinesisches Lied (Manuskript Köln, undatiert), Text von Konfuzius, deutsch von Carl-Friedrich Neumann (1793-1870)
Sonnenuntergang (Manuskript Bradford, 1906), aus: Nikolaus Lenau (1802-1850), „Schilflieder“
Auf geheimen Waldespfaden (Manuskript Bradford, 1906), aus: Nikolaus Lenau, „Schilflieder“
Robert Stolz (1880-1975) / arr. Michael Hell
Frag nicht, warum ich gehe (aus dem Film „Das Lied ist aus“, 1930), Text von Walter Reisch (1903-1983) und Armin L. Robinson (1900-1985)
Maria Herz
Concerto for Harpsichord and String Orchestra with Flute op. 15
3. Satz: Scherzo
Maria Herz
Two Songs
Junges Mädchen in den Bergen (Manuskript Köln, 1921), Text von Christian Morgenstern (1871-1914)
La Fileuse (London Stainer & Bell, 1910), Text von Julian Fane (1827-1870)
Robert Stolz / arr. Michael Hell
Auch Du wirst mich einmal betrügen (aus dem Film „Zwei Herzen im Dreivierteltakt, 1930), Text von Walter Reisch und Armin L. Robinson
Maria Herz
Concerto for Harpsichord and String Orchestra with Flute op. 15
4. Satz: Quasi perpetuum mobile
Werner Richard Heymann (1896-1961) / arr. Michael Hell
Irgendwo auf der Welt (aus dem Film „Ein blonder Traum “, 1932), Text von Walter Reisch und Robert Gilbert (1899-1978)
MITWIRKENDE
Hila Baggio, Sopran
Iris Vermillion, Mezzosopran
Ensemble Ārt House 17
Michael Hell, Cembalo & Musikalische Leitung
Moderation: Thomas Höft & Sharon Brauner