Tagung: Jüdisches Musikleben im heutigen Deutschland: Ein Rückblick

Am 13. November 2024 war die Hochschule für Musik und Tanz Köln Gastgeber einer außergewöhnlichen Tagung mit Konzert, die im Rahmen von SHALOM-MUSIK.KOELN 2024 stattfand. Das von Prof. Dr. Jascha Nemtsov entworfene Programm bot eine hochkarätige Besetzung, musikalische Tiefe und eine eindrucksvolle thematische Bandbreite. Mit angesehen Wissenschaftlern, international renommierten Musikern und einem begeisterten Publikum wurde die Veranstaltung im vollbesetzten Kammermusiksaal zu einem Erfolg.

Die Tagung eröffnete mit einer Keynote von Prof. Dr. Sarah Ross (Hannover), die die Notensammlung Isaak Lachmanns als Grundstock des Europäischen Zentrums für jüdische Musik in Hannover beleuchtete. In weiteren Vorträgen behandelten Prof. Dr. Jascha Nemtsov die Rolle jüdischer Kantoren im heutigen Deutschland und Dr. Diana Matut die Nachkriegsgeschichte jiddischer Musik als kulturellen „Dritten Ort“.

Eine lebendige Diskussionsrunde mit jungen jüdischen Musikschaffenden aus Deutschland, Israel und weiteren Ländern, moderiert von Prof. Dr. Rainer Nonnenmann, bot spannende Einblicke in die Lebensrealitäten und Hoffnungen der nächsten Generation jüdischer Künstler.

Am Nachmittag führte eine Podiumsdiskussion mit führenden Experten wie Dr. Alan BernDr. Diana MatutProf. Dr. Sarah Ross und Prof. Dr. Jascha Nemtsov zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Entwicklung jüdischer Musik in Deutschland nach dem Holocaust. Dabei wurden historische Perspektiven mit der heutigen Vielfalt jüdischer Musikkultur verknüpft.

Den Abschluss bildete das Konzert „Schofar und Klarinette“, das die faszinierende Vielfalt jüdischer Musik von traditionellen Melodien bis hin zu avantgardistischen Kompositionen zeigte. Der israelische Hornist Bar Zemach eröffnete mit einer beeindruckenden Darbietung auf dem biblischen Schofar, gefolgt von Beiträgen herausragender Musiker wie Shelly Ezra (Klarinette) und Jascha Nemtsov (Klavier). Das Programm umfasste Werke von Max BruchAlexander Weprik und Jacob Weinberg, kombiniert mit zeitgenössischen Kompositionen von Tom Belkind und Camilo Bornstein. Der Abend wurde durch volkstümliche jiddische Melodien aus dem traditionellen Hochzeitsrepertoire abgerundet, präsentiert von Alan Bern (Akkordeon) und Mark Kovnatskiy (Violine).

Die Veranstaltung „Jüdisches Musikleben im heutigen Deutschland“ zeigte eindrucksvoll, wie jüdische Musik nach dem Holocaust ihren Platz in der deutschen Kulturlandschaft zurückerobert und sich weiterentwickelt hat. Es wurde deutlich, dass jüdische Musik heute nicht nur ein bedeutendes kulturelles Erbe repräsentiert, sondern auch als lebendige Kunstform vielfältige Ausdrucksformen findet. Besonderes Augenmerk lag auf der Frage, wie jüdische Musiker in Deutschland ihre Identität neu definieren, traditionelle Melodien mit zeitgenössischen Kompositionen verbinden und so ein breites Spektrum von religiöser bis experimenteller Musik erschaffen. Die Beiträge der internationalen Experten und jungen Künstlern machten deutlich, dass jüdische Musik als dynamischer Bestandteil zu einer modernen, pluralistischen Gesellschaft gehört.