Großer Besucher-Erfolg für SHALOM-MUSIK.KOELN 2024:

Ein starkes Zeichen für Zusammenhalt mit „TOGETHER NOW”

SHALOM-MUSIK.KOELN 2024 war ein außergewöhnliches Festival, das die Vielfalt jüdischer Musik und Kultur in den Mittelpunkt stellte und den Fokus auf das Miteinander legte. „Wie schön ist es, wenn Menschen wieder einmal FÜR etwas zusammenkommen und nicht GEGEN etwas.“ Die positiven Äußerungen der Teilnehmer spiegelten die Stimmung vieler Besucher in Köln und im Rhein-Erft-Kreis wider.

Unter dem Motto „TOGETHER NOW!“ zeigte das Festival vom 15. bis 25. August, dass Musik eine universelle Sprache ist, die Menschen unabhängig von Herkunft oder kulturellem Hintergrund verbindet. In Zeiten gesellschaftlicher Spannungen war das Festival ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Kunst und Kultur Brücken bauen. Rund 7.200 Besucher bei 80 Konzerten in Köln und im Rhein-Erft-Kreis erfreuten die Veranstalter des Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V.

Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrates der Juden, und Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Schirmherr des Festivals, betonten in ihren Grußworten, dass Jüdinnen und Juden sicher und sichtbar in unserem Land leben sollen. SHALOM-MUSIK.KOELN zeigt jüdische Kultur dort, wo sie hingehört: mitten in der Gesellschaft und offen für alle.

Das Festival 2024 bot ein vielfältiges Programm mit 150 jüdischen und nichtjüdischen Künstlern, die eine große Bandbreite jüdischer Musik präsentierten – von traditionellen Kantorengesängen über Klezmer und Klassik bis hin zu zeitgenössischer Weltmusik und Jazz. Zu den Stars gehörten Sopranistin Hila Baggio, Sängerin Sharon Brauner, Jazzpianist Shai Maestro und Werke der Komponistin Sarah Nemtsov.

DIE ERÖFFNUNG: EINE HOMMAGE AN MARIA HERZ

Das Festival wurde am 15. August 2024 in der Flora Köln mit dem Eröffnungskonzert „Ein kleines bisschen Glück“ gestartet, das der Kölner Komponistin Maria Herz gewidmet war. Herz, die während des NS-Regimes ins Exil gezwungen wurde, gehört zu den vielen jüdischen Künstlerinnen und Künstlern, deren Werke lange Zeit im Schatten standen. Ihr letztes Werk, ein Cembalokonzert, wurde nun erstmals seit seiner Entstehung im Jahr 1935 so aufgeführt, wie sie es sich vorgestellt hatte – auf einem großen Pleyel-Cembalo. Cembalist Michael Hell und sein Ensemble ĀRT HOUSE 17 brachten das Werk mit beeindruckender Virtuosität und Einfühlsamkeit auf die Bühne. Hila Baggio und Iris Vermillion sangen dazu nicht nur unveröffentlichte Lieder von Maria Herz, sondern auch bekannte Chansons von Friedrich Hollaender, Werner Richard Heymann und Robert Stolz. Standing Ovations beschlossen den Abend. Der emotionale Höhepunkt war zweifellos die Anwesenheit von Albert Herz, dem Enkel der Komponistin, der das Konzert in einen aktuellen politischen und gesellschaftlichen Kontext stellte: „SHALOM-MUSIK.KOELN setzt ein starkes Zeichen dafür, dass wir heute – wie damals – Zivilcourage zeigen müssen, um das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu bewahren“, betonte er.

Das Motto TOGETHER NOW! beleuchtete das Festival am Freitag, dem 16. August 2024, in der COMEDIA Köln gleich in drei unterschiedlichen Programmen. Zunächst diskutierten Chasan Jalda Rebling, Rabbi Jonathan Kligler und Regisseur Adrian Schvarzstein die Frage, was „Jüdische Musik“ eigentlich sei und was von einem Festival dazu erwartet werden könne. Die Diskutierenden waren sich einig, dass jüdische Kulturgeschichte stets im Kontext der Kulturen zu verstehen sei, in denen jüdische Gemeinden lebten. Statt im Widerspruch zu ihrer Umgebung zu stehen, zeichne sich die jüdische Kultur durch ihre Fähigkeit aus, Verbindungen zu schaffen, sich anzupassen und immer wieder neu zu erfinden – so das Fazit des Gesprächs.

Rabbi Jonathan Kligler schuf beim Kabbalat Shabbat eine Atmosphäre des echten Miteinanders. Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen waren eingeladen, den jüdischen Ruhetag gemeinsam zu begrüßen. Begleitet von amerikanischen Folksongs, die das Publikum zum Mitsingen animierten, wurde die Zeremonie aufgrund des großen Andrangs spontan in den Großen Saal der COMEDIA verlegt. Kligler gelang es dabei auf unnachahmliche Weise, das verbindende Potenzial der jüdischen Tradition zu zeigen.

Sharon Brauner und die Goy Boys brachten die COMEDIA zum Beben. Mit ihrem speziell für SHALOM-MUSIK.KOELN entwickelten Programm „Family Affairs“ führte die Berliner Entertainerin das Publikum durch ihren musikalischen Lebensweg, der von den Erfahrungen ihrer Eltern, Holocaust-Überlebenden, geprägt war. Sie lehrten sie das Erinnern und das Glücklichsein. Die emotionale Mischung aus bewegenden, nachdenklichen, aber auch mitreißenden Liedern fesselte die Zuhörer im ausverkauften Saal der COMEDIA.

Beim NRW-Tag am 17. August begeisterte Igor Epstein mit seinem Duo Klezmer-Tov sein Publikum. Gemeinsam mit dem Gitarristen Vitali Eberling verschmolz Epstein verschiedene musikalische Stile zu einem einzigartigen Klangbild, das den NRW-Tag um eine eindrucksvolle Facette bereicherte. Ebenfalls am 17. August 2024 füllte sich der Kölner Stadtgarten bis auf den letzten Platz. Das Berliner Ensemble Sistanagila, bestehend aus israelischen und iranischen Musikern, entführte das Publikum auf eine musikalische Reise, die tief in die reiche jüdische und iranische Musiktradition eintauchte. Die Kombination dieser jahrhundertealten Klänge, meisterhaft ergänzt durch die virtuosen Töne der Star-Klarinettistin Shirley Brill, schuf eine Atmosphäre, die das Publikum auf eine emotionale und kulturelle Entdeckungsreise mitnahm.

Am späten Samstagabend im Filmforum NRW wurde der Stummfilmklassiker „Der Golem, wie er in die Welt kam“ gezeigt. Der Musikhistoriker und Schauspielexperte Jed Wentz von der Universität Leiden rekonstruierte die Musik für diesen Film, während die Pianistin Olga Pashchenko sie live im Filmforum spielte. Mit ihrer Darbietung atmosphärischer Stücke von Liszt, Gade, Borodin, Grieg, Mendelssohn und Skrjabin begeisterte sie das Publikum.

DER „LANGE TAG MIT JÜDISCHER MUSIK“: EIN FEST DER MUSIKALISCHEN VIELFALT

Der „Lange Tag mit jüdischer Musik“, der am Sonntag, dem 18. August stattfand, war ein weiterer Höhepunkt des Festivals. Über 60 Musiker traten an 15 verschiedenen Orten in der Kölner Innenstadt auf und boten mehr als 50 Kurzkonzerte, die ein breites Spektrum jüdischer Musik präsentierten. Der Tag begann mit einem beeindruckenden Kantorenkonzert in der Kölner Synagoge, bei dem Mordechaj Tauber, Baruch Chauskin, Yonatan Amrani und Roman Salyutov Schätze des Kantorenrepertoires zum Klingen brachten. Dank der Kooperation mit der Synagogen Gemeinde Köln im Festivalzeitraum konnten viele Kölnerinnen und Kölner an dem einmaligen Hörgenuss im Synagogenraum teilhaben.

Im Laufe des Tages konnten die Besucher eine Vielzahl weiterer musikalischer Darbietungen erleben. Im Antoniussaal der Antoniterkirche fand die Uraufführung von Tom Belkinds „Flexible realities, Elastic POVs“ statt, einem ganz aktuellen Werk, das von der Musikfabrik Köln virtuos dargeboten wurde.

Im Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums wurde die Gitarrenfassung von Leonard Bernsteins „West Side Story“ – arrangiert von Lucian Plessner – in einer deutschen Erstaufführung präsentiert. Michael Willens dirigierte die Kölner Akademie, während Gitarrist Wulfin Lieske, kurzfristig für den erkrankten Plessner eingesprungen, die Aufführung rettete.

Vor der Minoritenkirche faszinierte die niederländische Glockenspielerin Rosemarie Sëuntjens mit ihrem mobilen Carillon und Offenbach-Melodien, die die Zuhörer in ihren Bann zogen.

Zeitgleich präsentierten Rabbi Jonathan Kligler und Bassist Robert Bard im Literaturhaus ihr „American Jewish Songbook“, das tief an die kaum bekannte Wurzel jüdischer Folkmusik rührte.

Im Filmforum NRW ließ Olga Pashchenko „Lieder ohne Worte“ von Fanny und Felix Mendelssohn erklingen und verdeutlichte damit die enge musikalische Verwandtschaft der beiden Geschwister.

Das Exil, ein zentrales Thema jüdischer Musik, stand im Fokus des Programms von Sopranistin Channa Malkin und Gitarrist Izhar Elias im Sancta-Clara-Keller. Sie interpretierten die nachdenklichen Lieder aus Mario Castelnuovo-Tedescos Zyklus „The Divan of Moses Ibn Ezra“, die den Verlust der Heimat eindrucksvoll thematisieren. Die Darbietung berührte das Publikum tief und vermittelte die emotionalen und kulturellen Aspekte des Exils durch die kraftvolle Kombination von Gesang und Gitarrenklängen.

Das Cologne Guitar Quartet präsentierte im MAKK moderne Kompositionen von Francisco C. Goldschmidt und Nicolas Berge unter dem Titel „Electric Atmospheres“.

In St. Ursula entführte das Ensemble Sanstierce das Publikum mit dem Programm „Aljamiado“ in die musikalische Welt des mittelalterlichen Al-Andalus, wo muslimische, jüdische und christliche Kulturen im Austausch miteinander lebten. Die musikalischen Darbietungen von Chasan Jalda Rebling und Ars Choralis Coeln unter der Leitung von Maria Jonas zeigten eindrucksvoll, wie eng die verschiedenen religiösen und kulturellen Traditionen miteinander verwoben sind. Die Aufführung vermittelte ein Gefühl für die Vielfalt und den Reichtum dieser historischen Epoche und verdeutlichte, wie Musik als verbindendes Element zwischen den Kulturen fungierte.

Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, zeigte eine weitere Facette seines Engagements, indem er mit dem Klaviertrio Accento im C. Bechstein Centrum auftrat. Unweit des ehemaligen Standorts der alten Kölner Synagoge erinnerten die Musiker mit Werken von Maria Herz und Jacques Offenbach an die bedeutenden jüdischen Komponisten aus Köln. Im Kölnischen Stadtmuseum verzauberte Stella’s Morgenstern das Publikum mit einer Mischung aus traditionellen und modernen jüdischen Folksongs.

Einen anderen historischen Bogen spannte das Synagogal Ensemble Berlin unter der Leitung von Regina Yantian in St. Kunibert. Mit einem beeindruckenden Programm folgten sie den Spuren von Louis Lewandowski, dem Meister der Reform der jüdischen Liturgie, dessen Kompositionen die traditionellen orientalischen Synagogalgesänge mit der klassisch-romantischen Harmonik des Abendlandes verschmolzen.

Die Klezmer-Musik durfte natürlich auch beim Langen Tag der jüdischen Musik nicht fehlen: Vor St. Kunibert begleiteten Adrian Schvarzstein und Paolo Martini ihr unterhaltsames Straßentheaterstück „Sweet Home on Wheels“ mit lebhaften Klezmerklängen.

Im Consilium präsentierte der deutsche Klezmer-Meister Helmut Eisel mit seinem Trio JEM ein jazziges Programm unter dem Titel „Klezfire!“, das die Vielfalt und Energie der Klezmer-Musik eindrucksvoll zur Geltung brachte

EIN BEEINDRUCKENDES FINALE IM KÖLNER DOM

Das Abschlusskonzert des „Langen Tages mit jüdischer Musik“ im Kölner Dom war ein weiterer Höhepunkt des Festivals. Die Trompeterin und Schofarspielerin Yael Gat ließ zum ersten Mal in der Geschichte des Kölner Doms den Schofar-Ruf erklingen. Gemeinsam mit Domorganist Winfried Bönig gestaltete sie ein Programm, das ausschließlich jüdische Musik umfasste, darunter viele Werke des Synagogenkomponisten Louis Lewandowski.

Ein weiteres Highlight des Festivals war das ausverkaufte Konzert des israelischen Jazzpianisten Shai Maestro am 20. August im Stadtgarten. Maestro, der als einer der führenden Vertreter des zeitgenössischen Jazz gilt, präsentierte mit seinem Trio ein Programm, das das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute fesselte. Besonders bewegend war der Moment, als Maestro gemeinsam mit den Jugendlichen der Offenen Jazz Haus Schule und dem Chor Voices in Peace auftrat, die zuvor in einem intensiven Workshop-Programm INTERPLAY gemeinsam Stücke erarbeitet hatten.

Das Konzert „Ein Siegel aus Rubin“, das im Rahmen der neuen Kooperation zwischen dem MiQua LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln und SHALOM-MUSIK.KOELN im bis auf den letzten Platz gefüllten Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums am 22. August stattfand, war ein ergreifendes Erlebnis. Das Ensemble, das zusammen mit der israelischen Sängerin Shai Terry auf der Bühne stand, führte das Publikum auf eine musikalische Reise, die die tiefen Verflechtungen jüdischer und nichtjüdischer Kultur im Rheinland und darüber hinaus aufzeigte. Besonders eindrucksvoll war die Darbietung von Shai Terry, deren kraftvolle und zugleich gefühlvolle Stimme die verschiedenen Musikstile auf eindrucksvolle Weise miteinander verband. Begleitet wurde die musikalische Darbietung von der in Russland geborenen, deutsch-jüdischen Schriftstellerin Lena Gorelik, die sich mit den Themen jüdischer Identität und Verwurzelung in Deutschland auseinandersetzte.

Mit einer beeindruckenden musikalischen Reise durch die jüdische Kultur setzte das Trio Folkadu im Kunst- und Kultursalon Freiraum den Abschluss für das Festival in Köln, bevor es am Sonntag, 25. August sportlich wurde:

SHALOM-MUSIK.KOELN organisierte in Kooperation mit dem Festival Alte Musik Knechtsteden MOVIMENTO, eine musikalische Fahrradtour durch den benachbarten Rhein-Erft-Kreis. Auf 42 Kilometern wurde jüdische Musik mit touristischen Orten kombiniert. Die Resonanz der Teilnehmer des ausverkauften Fahrradkonzertes – darunter auch extra Angereiste aus dem Münsterland und den Niederlanden – war überwältigend. Künstler wie das Ensemble Folkadu, die Klezmerband Dobranotch, Jonathan Kliger & Robert Bard, das Vokalensemble Kolòt Rabim, Jascha Nemtsov, Tehila Nini Goldstein, Rebacca Adler und zum Abschluss die Sandmalerin Natalia Moro, gemeinsam mit der Multiinstrumentalistin Verena Guido boten nochmal musikalische Hochgenüsse und ein weiteres gemeinsames Gefühl von TOGETHER NOW!

DANKE FÜR DIE GRUSSWORTE BEI SHALOM-MUSIK.KOELN:

  • Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei; Schirmherr von SHALOM-MUSIK.KOELN 2024

  • Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

  • Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

  • Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus

  • Dr. Ralph Elster, Bürgermeister der Stadt Köln

  • Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland

  • Claudia Hessel, Vorstandsvorsitzende Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V.

  • Ulrike Neukamm, Programmleiterin SHALOM-MUSIK.KOELN

Das Festival SHALOM-MUSIK.KOELN 2024 war weit mehr als eine Feier der jüdischen Musik und Traditionen; es war ein Statement für ein friedliches Miteinander. In einer Zeit, in der antisemitische Übergriffe weltweit zunehmen, betonte das Musik-Festival die Notwendigkeit von Toleranz und kultureller Vielfalt.

Die Berliner Entertainerin Sharon Brauner brachte es auf den Punkt: „SHALOM-MUSIK.KOELN schafft es, einen Hauch von Normalität und Zusammengehörigkeit in unsere Gesellschaft zu bringen, indem es die Schönheit und Vielfalt jüdischer Musik feiert und Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammenbringt.“

WIR DANKEN ALLEN, DIE DAZU BEIGETRAGEN HABEN UND FREUEN UNS AUF EIN WIEDERSEHEN IN 2026.

Köln, im August 2024