SHALOM-MUSIK.KOELN 2021

Die erste Ausgabe von SHALOM-MUSIK.KOELN nahm die große Vielfalt der jüdischen Musikgeschichte in den Blick und schuf vielerorts in Köln Begegnungen mit jüdischer Musikkultur.

 

Das Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V. schlug mit Unterstützung der beiden großen Kirchen Kölns, der Synagogen-Gemeinde Köln, dem Land NRW und der Stadt Köln eine Brücke zwischen Livemusik, Straßentheater und Lesungen an ausgesuchten Orten. „Dem hervorragend zusammengestellten Programm gelingt es, die enorme Vielfalt jüdischer Musik einzufangen und verdeutlicht ihren großen Einfluss auf die gesamte europäische Musikgeschichte“, so die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen nach ihrem Besuch der Konzerte von SHALOM-MUSIK.KOELN im Rahmen des Festjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

Insgesamt haben mehr als 2.000 Besucherinnen und Besucher an 40 Einzelkonzerten in zwölf Veranstaltungsorten teilgenommen. Das Konzept, lokale und internationale jüdische und nichtjüdische Musiker*innen zusammenzubringen und außerhalb von Synagogen zu erleben, ist aufgegangen. Der große Besucherandrang war ein deutliches Zeichen für das riesige Interesse. Selbst außergewöhnliche Programme wie die zeitgenössische israelische Blockflötenmusik im Kartäuserhof – wunderbar interpretiert durch Michael Hell aus Graz - und Kompositionen für Querflöte und Electronics, komponiert für und interpretiert durch den israelischen und in Berlin lebenden Flötisten Roy Amotz, in der Christuskirche fanden Zuspruch.

Der Straßentheaterkünstler Adrian Schvarzstein, eine der wichtigsten Persönlichkeiten der internationalen Theaterszene, Spanier mit jüdisch-argentinischen Wurzeln, präsentierte mit seiner Partnerin Jurate Sirvyte und einem Klezmer-Duo am Domforum die Uraufführung eines Stückes, in dem die Besucher*innen in einem imaginären jüdischen Haus willkommen geheißen wurden. Klezmer stand auch bei der Kölner Liveband Tovte im Mittelpunkt, die im Consilium am Rathaus auftrat. Die fünf Musiker schafften mit ihren raffinierten Arrangements von Klezmer zu Tango und den gekonnten Wechsel zwischen langsamen und schnellen Rhythmen das Publikum mitzureißen.

Die Kölner Opernsängerin Dalia Schaechter und der Gitarrist und Dramaturg Christian von Götz präsentierten im Belgischen Haus Chansons von Mordechai Gebirtig. Seine poetischen Lieder handeln vom Leben im Krakauer jüdischen Stadtteil Kazimierz, von Rabbis und Fabrikarbeitern, von Gangstern und Liebenden. Der Salon im Belgischen Haus bot dafür den passenden Rahmen. Die Damen und Herren Daffke aus Leipzig ließen im Rautenstrauch Jost Museum die Zwanziger Jahre mit Schlagern jüdischer Komponisten aufleben. Das Publikum – im dreimal vollbesetzen VHS Saal – dankte dem mit viel Witz präsentierten Programm mit Standing Ovations.

Jazz von jüdischen Komponisten wie George Gershwin oder Kurt Weill konnten die Besucher in der Antoniterkirche erleben. Der Kirchenmusiker Johannes Quack, der Saxophonist Heiner Wiberny und der Schlagzeuger Marcus Specht entführten das Publikum an den Jewish Broadway.

Ein Gegengewicht zu den populären Programmen bilden mittelalterliche Lieder des Dankes und Lobes, die Piyyutim, die seit dem 6. Jahrhundert eine herausragende Quelle jüdischer Poetik sind. In St. Aposteln gestaltete die jüdische Frühe-Musik Spezialistin Corina Marti, die an der renommierten Schola Cantorum Basiliensis unterrichtet, gemeinsam mit dem Counter-Tenor Doron Schleifer aus Israel und Chasan Jalda Rebling ein Programm mit früher jüdischer Synagogalmusik.

Viele Komponisten, die die Shoah überlebten, haben in ihrem Werk sehr persönliche Zeugnisse über diese Zeit abgelegt. So auch Iván Eröd, dessen Bruder in Auschwitz ermordet wurde. Er selbst kam durch glückliche Zufälle davon. Sein unbedingter Glaube an die Würde des Menschen hat er in seinem A-capella-Chorstück „Nobilitas Hominis“, das 2018 kurz vor seinem Tod entstand, bewegend Ausdruck gegeben. Cantus Novus Köln unter Matthias Bartsch interpretierte dieses Werk in St. Agnes, wo Bartsch zudem auch einen Einblick in das reichhaltige, aber heute fast vergessene Repertoire der synagogalen Orgelmusik mit Werken von Louis Lewandowsky spielte.

Ein besonderes Konzert mit Werken aus dem Familienalbum der jüdischen Kölner Familie Offenbach gestalteten Dana Marbach und Izhar Elias gemeinsam mit Lesungen des Isaak Offenbach-Spezialisten Prof. Jürgen Wilhelm im EL-DE-Haus. Das NS-Dokumentationszentrum präsentierte parallel die Ausstellung "Synagogen in Deutschland - Eine virtuelle Rekonstruktion". Sie ließ die zumeist unbekannte Pracht von Synagogen, die in der NS-Zeit zerstört wurden, virtuell wiederauferstehen. Auch die Kölner Synagoge Glockengasse, an der Isaak Offenbach im 19. Jahrhundert als Kantor tätig war, stand im Mittelpunkt der Präsentation.

Das Asasello Streichquartett aus Köln verzauberte sein Publikum mit Auszügen aus Quartetten von Fanny & Felix Mendelssohn sowie Arnold Schönberg und Erwin Schulhof im Literaturhaus. Großen Zuspruch erfuhr das Sonderkonzert in der Synagoge mit der Sandmalerin Natalia Moro und ihren Künstlerkolleg*innen Verena Guido, Alexandra Lowygina und Sven Traben. Ein besonderes Erlebnis war die Sandmalerei von Natalia Moro. Sie erzählte eine poetische und in großem Einklang mit Musik und Texten stehende Geschichte und faszinierte mit ihrer Kunst das Publikum im Saal.

Vom Balkon des Domforums spielte Purim Brass unter Leitung von Peter Scheerer Bearbeitungen großer Klassiker aus der Feder von Komponisten mit jüdischen Wurzeln. So erklang Musik von Jacques Offenbach, Felix Mendelssohn, Georges Gershwin und Leonard Bernstein auf den Domvorplatz.

Vom Zuspruch und Erfolg des ersten Festivals jüdischer Musik motiviert, plant der Verein Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V. mit seinen Partnern SHALOM-MUSIK.KOELN von nun an als einen festen Bestandteil im jährlichen Kultur-Terminkalender der Domstadt zu verankern.

WIR SAGEN DANKE FÜR EINEN ERLEBNISREICHEN TAG MIT VIELEN ENTDECKUNGEN BEI SHALOM-MUSIK.KOELN