Peter Dostal-Berg
Peter Dostál-Berg wurde 1956 als Sohn einer deutschsprachigen jüdischen Familie in der mährischen Stadt Olmütz geboren. Seine Mutter war die Hochschulprofessorin Sidonia Berg, sein Vater Franz Dostál war Professor für Sport an der Karlsuniversität Prag. Peter Dostál-Bergs Vorfahren überlebten die NS-Zeit dank eines katholischen Priesters, der die Taufmatrikel seiner Gemeinde fälschte und den Familienmitgliedern katholische Taufscheine ausstellte.
Peter Dostál-Berg studierte an der Universität Ostrau auf ein Lehramt und ließ sich zur gleichen Zeit am Konservatorium Ostrau zum klassischen Trompeter ausbilden. Schon in jungen Jahren war er in seinem Heimatland als Trompeter sehr gefragt. Er spielte in einem renommierten Profiorchester und begleitete Karel Gott als Solotrompeter.
Spätestens seit dem „Prager Frühling“, bei dem jüdische Intellektuelle eine tragende Rolle spielten, wurde Dostál-Bergs Familie vom Geheimdienst überwacht. Weil ihn die tschechische Stasi als „zionistischen Hetzer“ einstufte, wurde es ihm von seiner Universität verweigert, seine Diplomprüfung abzulegen. Stattdessen erhielt er den Einberufungsbefehl zu einer Strafkompanie in einem Uranbergwerk.
Als Reaktion darauf floh Peter Dostál-Berg 1981 nach Deutschland, wo er seither lebt. Wegen Republikflucht wurde er in Abwesenheit zu drei Jahren Gefängnis und zur Einziehung seines gesamten Vermögens verurteilt.
Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war es ihm möglich, nach Olmütz zurückzukehren und seine Mutter zu besuchen. Und erst jetzt fand er heraus, dass er wegen seiner jüdischen Abstammung nicht zur Abschlussprüfung an seiner Universität zugelassen worden war. In den Akten war vermerkt, dass er durchgefallen sei – bei einer Abschlussprüfung, die niemals stattgefunden hatte. Am 9. Dezember 2020 wurde Dostál-Berg vollständig rehabilitiert, und die Universität Ostrau reichte ihm das 1981 verweigerte Diplom nach.
Bei einem seiner Besuche in seiner früheren Heimat lernte Peter Dostál-Berg Ruth Halova kennen, die letzte Überlebende der jüdischen Kultusgemeinde Krumau. Sie beauftragte ihn mit der Wiedergründung dieser Gemeinde und bat ihn, die Nachkommen der vor den Nazis geflüchteten Gemeindemitglieder zu einer Rückkehr einzuladen. Darin sieht Dostál-Berg seine Lebensaufgabe. In Würdigung des eingangs erwähnten katholischen Priesters, dem seine Familie das Überleben verdankt, möchte Dostál-Berg ferner dafür Zeugnis ablegen, dass Juden und Christen harmonisch zusammenleben können. Das Mittel der Wahl, um dies zum Ausdruck zu bringen, ist für ihn die Musik. Dazu hat er aus historischen Quellen die „Tromba Soprana“ rekonstruiert und modifiziert, eine alte Trompete, die im Gegensatz zur authentischen Barocktrompete (ohne Löcher) keine Fanfareneigenschaften besitzt, sondern sich an der Klangfarbe der menschlichen Stimme orientiert. Die Nachahmung der menschlichen Stimme durch ein Instrument kommt erstmals im Schofar zum Ausdruck und entspricht seither der jüdischen Tradition. „Die Tromba Soprana ist für mich ein Symbol für das friedliche Zusammenleben der jüdischen Religion mit anderen Kulturen“, sagt Dostál-Berg. Denn mit diesem Instrument könnten sowohl Synagogenmusik als auch die Stücke barocker Meister gespielt werden.
Mozarts Clarinokonzerte stehen nach Dostál-Bergs Überzeugung in dieser Tradition: „Mozarts Clarinokonzerte authentisch zu spielen, ist nur möglich, wenn sich der Solist auf die traditionelle Spielweise des Schofars in der jüdischen Liturgie besinnt. Darin besteht der zeitlos gültige Beitrag des Judentums zur Musik Mozarts.“
In einem Empfehlungsschreiben beteuert der Zentralrat der Juden in Deutschland: „Peter Dostál-Berg vereint in seinem musikalischen Projekt das aus biblischen Zeiten stammende Schofar (Widderhorn) und die von ihm wiederentdeckte „Hohe Trompete“, die Tromba Soprana der Barockzeit, die ebenfalls jüdischen Ursprungs ist (...) Der Zentralrat der Juden in Deutschland steht den kulturellen-historischen Bestrebungen sowie diesem spezifischen musikalischem Projekt des Herrn Dostál-Berg positiv gegenüber und wird sich freuen, wenn das Projekt auch anderweitig Interesse finden könnte.“